Stoertes (Photo)Blog Der Blickwinkel macht den Unterschied.

2Mrz/120

der Geschichte auf der Spur

Trotz zu viel Zeit, die die Uni mir im Augenblick abverlangen möchte, habe ich ein paar Tage in der Heimat verbracht und einen kleinen Ausflug auf die Insel Usedom zum Peenemünder Haken gemacht. Der Technikversierte weiss bereits, welche Bedeutung dieser Ort hat, für alle anderen hier noch eine kleine Erklärung: der erste Schritt in Richtung Weltall und unserer heutigen Zeit fand nicht wie von vielen gedacht in Russland oder USA statt, sondern in Deutschland, speziell auf Usedom. Unter der Leitung von Wernher von Braun und einiger anderer Pioniere entstand in der Zeit des dritten Reiches auf Peenemünde eine riesige Forschungsanstalt für Raketenforschung. Die von Göbbels später als Vergeltungswaffen angepriesenen Raketen (V1 und V2) wurden dort entwickelt. Und genau dort wurde am 3. Oktober 1942 die erste Großraumrakete der Welt ins All geschossen.

Nach dem Krieg wurde das Gelände von den Russen besetzt und größtenteils gesprengt. Danach wurde es teilweise noch von der NVA genutzt, die hauptsächlich den in Peenemünde-West befindlichen Flughafen nutzte und dort ein Geschwader stationierte. Durch einen Bombenangriff während des Krieges, abstürzender Raketen und anderem Kriegsmaterial herrscht heute in dem Gebiet noch eine gewisse Munitionsbelastung, weshalb dort fast überall Sperrgebiet ist (auch, weil es mittlerweile ein NSG ist, in dem viele seltene Tier- und Pflanzenarten beheimatet sind).

Am südlichen Ende des Sperrgebietes, entlang am löchrigen Zaun aus vergangenen Zeiten, kommt man als erstes an den Usedomer Strand.

Auch von der Insel Oie aus wurden anfänglich Raketen verschossen und viele Filme damaliger Zeit gedreht, die Raumfahrt als Thema hatten.

Im Norden Der Insel ist der sonst durchgehende Sandstrand durchzogen von Schilf, da sich in diesem Bereich kein Urlauber aufhält.

Auch im Sperrgebiet gibt es Warnschilder, die auf die geringe, aber immernoch vorhandene Gefahr von Blindgängern und Phosphorresten hinweisen.

Der erste historische Ort ist eine in den Schilfgürtel hineinragende Betonplattform, auf der früher die Raketen vom Typ Wasserfall zur Luftabwehr testete. Der auf dem linken Bild zu sehende Betonstreifen mit der Schine ist genau der Ort, an dem die auf dem rechten Bild zu sehende Rakete abgeschossen wurden. Bei genauer Betrachtung stellt man fest, dass der Boden an einigen Stellen stark verkohlt ist. Dies rührt vom Abgasstrahl der Rakete, die direkt auf dem Beton gestartet wurden. Dreht man sich von meinem Bild aus um 90° nach rechts, so schaut man ebenfalls wie auf dem rechten Bild auf die Ostsee.

 

 

 

Gleich in der Nähe befindet sich der Prüfstand VII der damaligen Herresversuchsanstalt Peenemünde (die Raketen wurden von Luftwaffe und Heer getestet, die Luftwaffe hatte in Peenemünde-West dafür einen eigenen Flughafen).

Ein Stein mit der schlichten Aufschrift "Abschusstelle der A4-Raketen" steht an genau der Stelle mitten in der Arena des Prüfstandes, von dem aus der erste Schritt in Richtung Weltall gemacht wurde. Der schon damals an Ort und Stelle befindliche Hydrant mitten auf dem Startplatz steht auch heute noch genau dort und ist somit einer der letzten Zeitzeugen, welcher eine gewisse Ausstrahlung hat, steht er doch schon über 60 Jahre dort und ist ein stummer Zeitzeuge.

Der Stein und der Hydrant befindet sich auf dem Bild in der Mitte der Arena, leicht rechts von dem Turm. Der Graben dadrunter ist die Abgasschurre. Am Rechten Rand der Arena befand sich verbunkert der Leitstand und rechts daunter die große Montagehalle für die angelieferten Raketen.

Die Abgasschurren sind heute mit Grundwasser vollgelaufen und neben dem Wall die einzig erhaltengebliebenen Überreste des Prüfstandes.

Der Gully, welcher sich in unmittelbarer Nähe der startenden Raketen befand, wurde wie ich vermute durch eine der sich häufiger ereigneten Fehlstarts arg in Mittleidenschaft gezogen. Denn nicht selten explodierten die Raketen, fielen um oder kamen vom Kurs ab. Durch die gewaltige Hitze der Explosion von mehreren Tonnen flüssigem Alkohol und Sauerstoff quollen sogar die feinen Strukturen auf und hinterließen dieses bizarre Muster auf dem Deckel.

Im Vordergrund ist der Hydrant erkennbar. Der Gully und mein Standort der beiden Aufnahmen der Abgasschurre befinden sich rechts im Bild.

Nicht weit der Prüfstände in Richtung Peenemünde Dorf befindet sich der Kölpiensee, in dem das Wrack eines Lancesterbombers liegt, welcher höchstwahrscheinlich bei dem Luftangriff vom 17. auf den 18. August 1943 dort abgeschossen wurde. Das Wrack schaut ein Stück aus dem wasser heraus und bietet der Tierwelt eine kleine Insel im See. Hier habe ich zuletzt noch einmal mein Supertele ausprobiert und zwei Kormorane fotografiert. Leider machten mir das starke Gegenlicht und der am Stativ wackelnde Wind etwas zu schaffen, sodass das Bild zwar leider keine Leinwand-quallität hat, ich es aber dennoch nicht vorenthalten möchte.

Wen das Thema Raumfahrt, Raketentechnik und allgemein Geschichte interessiert, sei unbedingt nach Peenemünde verwiesen. Im Museum gibt es auch viele andere Exponate aus den letzten 70 Jahren zu sehen und natürlich auch mehr als genug spannende Literatur, die man am liebsten gleich mitnehmen würde ... hätte man denn die Zeit dafür, sie alle zu lesen 😀

Die s/w Bilder stammen aus dem Web, vorrangig von Wiki 😉 Ich hoffe doch, die breitere Darstellung der Bilder gefällt so. Wenn nicht, Feedback bitte direkt an mich.

MfG euer Störtebeker

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