Leihgabe: 400 mm Supertele!
Es ist schon länger nichts mehr von mir zu hören gewesen und es gäbe noch soviel zu präsentieren .. mein Schottland-Trip, ein Artikel über Brenizer-Fotografie etc etc aber die Bachelorarbeit und Anderes hält mich einfach davon ab, es vollständig niederzuschreiben. Aber nun mal eine Vorstellung eines Objektives von Canon und gleichzeitig ein Vergleich mit einem Objektiv mit Konverter.
Da ich ja für meine Gigapan-Fotografie extreme Brennweiten benötige, besitze ich ein Sigma EX 70-200 F/2,8 Objektiv mit einem 2x Konverter von Sigma, um auf 400 mm Endbrennweite zu gelangen. Jedoch wird mir Jeder bestätigen können, dass ein Konverter immer die Bildleistung verringert (abgesehen von der Abnahme der Lichtstärke) und ein Sigma für den halben Preis eben auch nicht ganz an die Abbildungsleistung eines Canon-L-Objektives kommt. Dank einem Freund bei innovaLAN jedoch bin ich zurzeit in der glücklichen Lage, auf ein Canon EF 400 mm F/5,6 zurückgreifen zu können!
Das Objektiv hat ca. die selbe Länge wie mein 70-200 inkl. dem 2x Konverter, hat mit F/5,6 die selbe Anfangslichtstärke und ebenfalls ein 77 mm Filtergewinde. Im Preis liegen beide Lösungen ca. gleichauf: Das Sigma (1000 Euro) mit dem Konverter (288 Euro) liegt knapp unter dem Canon-L-Objektiv (1350 Euro). Das ein L-Objektiv kaum teurer ist mag auf den ersten Blick verwundern, allerdings handelt es sich hierbei ja auch um einen Festbrennweite, es hat also ausschließlich 400 mm und deckt nicht wie mein Sigma den Bereich bis 140 mm mit ab. Ein weiterer Grund ist das Fehlen eines Bildstabilisators bei Canon, welcher bei so hohen Brennweiten schon Gold wert sein kann. Diese "Nachteile" macht es jedoch wieder Wett mit anderen Eigenschaften. So ist der Schwerpunkt ein bisschen weiter in Richtung Kamera und ist mit 1413 Gramm leichter als das Sigma (1713 Gramm), was sich in der Handhabung schon stark bemerkbar macht. Typisch für L-Objektive von Canon (L wird gerne frei mit Luxus übersetzt ^^) ist die bestechend hohe Abbildungsleistung, welche ich auch kurz getestet habe. Leider war das Licht nicht stark genug, sodass ich keine rauschfreien Messungen mit höheren Blenden aufnehmen konnte.
Das erste Bild ist auf eine Entfernung von 45 Metern aufgenommen und wurde digital vergrößert, da sich nur hier die Unterschiede deutlich offenbaren:
Deutlich zu sehen ist die wesentlich feinere Darstellung der Rillen an den Haltegriffen und Linien. Des weiteren ist die Streuung der Festbrennweite geringer, wie an der Stange im Hintergrund zu sehen ist. Beide Bilder wurden aus RAWs entwickelt und so gut es ging bereits von chromatischer Abberation befreit.
Im Gegensatz nur "Nahaufnahme" zuvor nun noch ein Bild auf 260 Meter Entfernung (ebenfalls digital vergrößert). Hier ist schon in der Vorschau des Bildes deutlich zu erkennen, dass das Canon der klare Sieger im Bereich der Schärfe ist. Dies verwundert jedoch auch kaum, sind doch Festbrennweiten in der Regel aufgrund weniger Linsen nahezu ausnahmslos schärfer als vergleichbare Zoomobjektive. Einen nicht unerheblichen Teil zum zweiten Platz für das Sigma trägt aber der Konverter bei, welcher zwischen Objektiv und Kamera sitzt. Auch hier gilt: ein reines Objektiv ist in der Regel immer schärfer als eine vergleichbare Brennweite mit Konverter. Im folgenden zeige ich euch noch ein paar Testbilder mit dem Canon-Objektiv:
Natürlich kann man es auch noch übertreiben und den 2x Konverter einfach auf die 400 mm draufsetzen xD Daraus entsteht dann ein 800 mm F/11 Objektiv mit einer enormen Brennweite. Nachteil hierdrann ist jedoch, dass ab eine minimalen Lichtstärke von F/8.0 der Autofokus nichtmehr funktioniert, da zu wenig Licht einfällt und man von Hand scharfstellen muss. Jedoch lassen sich auch hier mit ein bisschen Feingefühl noch interessante Aufnahmen in guter Qualität mit einem wahnwitzigen Zoom machen 😀 Für alle, die solche Brennweiten nur aus der Theorie kennen: in meinem Artikel kleiner Brennweitenvergleich habe ich bereits mal einen Vergleich gemacht von Brennweiten von 8 mm bis 1300 mm. Das folgende Bild zeigt die 800 mm auf das selbe Gebäude wie im Vergleichsartikel
Fazit: Was die reine Bildleistung angeht ist das Canon-Objektiv klarer Sieger und ideal geeignet für meine hochauflösende Gigapan-Aufnahmen, wo es um kompromisslose Schärfe geht. Ebenfalls Sieger ist es was das Gewicht angeht, denn trotz einer massiven Gegenlichtblende ist es rund 20% leichter. Jedoch besitzt auch das Sigma seine Vorteile: So ist das Canon aussließlich auf 400 mm beschränkt, was in vielen Fällen einen sehr großen Abstand zum fotografierten Objekt erfordert, der nicht immer möglich ist. Auch der im Sigma vorhandene Bildstabilisator ist ein unendlich wichtiger Unterstützer bei der Fotografie aus der Hand ohne Stativ, hier lohnt sich das mehr investierte Geld. Somit würde ich sagen: unentschieden. Jede Linse hat ihr eigenes Spezialgebiet und man darf gespannt sein, welche Gigapans mit dem Canon in Zukunft zu bestaunen sein werden 🙂
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